Heimatbund NiedersachsenHeimatbundgruppe “Vesbecker Wassermühle”

Die Vesbecker Wassermühle wird bereits 1360 erwähnt. Damals übertrug Herzog Wilhelm von Braunschweig und Lüneburg zwei Höfe und eine Mühle in Vesbeck an „Diderc van vesbeke" zum Lehen. Dietrich v. Vesbeck gehörte einer hiesigen Adelsfamilie an, die gelegentlich in Urkunden aus dem 14. Jahrhundert genannt wird.

Der erste uns namentlich bekannte Müller ist Johann Wieters, der im Erbenzinsregister von 1584 aufgeführt wird. Er hatte einen Mühlenzins an das Amt Neustadt für die„zwischen Vesbeck und Warmeloh" gelegene Wassermühle zu zahlen. Weiterhin heißt es im Jahre 1672 in einer Amtsbeschreibung zu Vesbeck, dass dort Erich Böker eine kleine Mühle betreibe, für die er jährlich 30 Groschen an das Amt Neustadt zu entrichten habe.

In den folgenden Jahren gehörte die Vesbecker Mühle zu dem Bothmerschen Gut, wie in einer Beschreibung von 1703 zu lesen ist: „Die kleine Wassermühle gehört auch dem Herren von Bothmer."


urze Zeit später wird die Mühle aus dem Gut herausgelöst. 1725 heißt es: „Allhier ist eine kleine Bachmühle mit einem Grindel, welche vor diesen zu des Herren v. Botmer Adl. Hofe hieselbst gehört hat. Selbige hat ungefähr vor 16 Jahren Hans Meyer für 200 Taler erblich gekauft."

Zeitweilig lag die Mühle im Dorf auf dem Edelhof, wie in der Schulchronik nachzulesen ist. Der Bachlauf, der das Mühlrad antrieb, verlief zwischen Kassebeer und Bätje in Richtung Brünke und Mußmann, wo er unter der Straße durchführte.

Da aber angeblich dem Besitzer des Edelhofes das Klappern der Mühle unangenehm war, wurde sie an den erweiterten Notarm, der den Bach in wasserreichen Jahren entlasten sollte, versetzt. Dieser Grund für die aufwendige Umsetzung der Wassermühle erscheint doch fragwürdig.

Eher einleuchtend ist die Tatsache, dass bei Hochwasser der Leine die Beeke zurückstaute, und das Dorf und Gut regelmäßig überschwemmt wurden. So erlangte die Mühle ihren heutigen Standort. Allerdings nicht als Eigentum des Edelhofes, sondern wohl als Erbenzinsmühle. Die Wassermühle wurde zunächst von der Familie Meyer und später, seit etwa 1830, von der Familie Müller betrieben. Die Vesbecker Wassermühle musste sich mit der Oegenbosteler Viehbruchsmühle die Staurechte teilen.

Die Viehbruchsmühle durfte von Maria Geburt bis Maria Verkündigung (Herbst bis Frühling) das Wasser stauen, die Vesbecker Mühle in der übrigen Zeit. Die Mahlleistung der Mühle war auch daher eher gering, und Wilhelm Müller stellte 1849 den Antrag, an Stelle der Wasser- eine effizientere Windmühle errichten zu dürfen. Der Antrag wurde allerdings mit der Begründung abgelehnt, dass in den umliegenden Dörfern genügend viele Mühlen vorhanden waren.

Erst 1877 gelang es Wilhelm Müller dennoch, das amtliche Plazet zum Bau einer Windmühle - nun zusätzlich zu der Wassermühle -zu erhalten. Die Windmühle, ein Erdholländer, den Wilhelm Müller für etwa 4000 Taler von Helmut Engehausen aus Schwarmstedt kaufte, wurde noch im gleichen Jahr errichtet. Ein langes Leben war ihr allerdings nicht beschieden, denn schon im Jahre 1953 fiel sie einem Sturm zum Opfer.

Helmut Prinzhorn betrieb die Mühlen bis zum Ausbruch des 2. Weltrieges. Der Mahlbetrieb wurde erst 1949 wieder aufgenommen und Mitte der 50er Jahre endgültig eingestellt.

Das Mühlrad hat man 1968 bei Ausbau der Beeke abmontiert und verschrottet. Noch steht das Gebäude, doch es ist nur noch eine Frage der Zeit bis die morschen Balken die Last des Daches nicht mehr tragen können.
Derzeit bemühen sich Heimatfreunde aus dem Dorf, die Mühle, ein Teil der Dorfgeschichte und Kultur¬denkmal, vor dem Ruin zu retten.


Nicht unerwähnt bleiben sollte in der Vesbecker Mühlengeschichte die „Garbesche Mühle". Ende des 19. Jahrhunderts betrieb Hermann Kirchhoff dort eine Zentrifugal-Molkerei. 1890 stellte er den Antrag auf Betreiben eines Dampf-Lokomobils der Firma Lanz, Mannheim, mit einem Druck von 5 Atmosphären. Die Genehmigung erhielt er 1892. Die „Maschinenstube" stand etwa 10 m vom Wohnhaus entfernt. Im westlichen Teil des Hauses war die Molkerei untergebracht. Da häufig Beschwerden über Rauchbelästigungen laut wurden, wurde 1899 der Bau eines Schornsteins beantragt, der eine Höhe von 18m hatte. 1900 wurde der Bau des Schornsteins genehmigt.

1902 beantragte H. Kirchhoff den Einbau eines größeren Dampfkessels der Firma Knoevenagel, Hannover-Hainholz, da die Leistung des Lokomobils nicht ausreichte, um den Betrieb um eine Säge-und Drescherei zu erweitern.

1904 wurde die Genehmigung zur Anlage eines neuen Dampfkessels erteilt, der einen Druck von 8 Atm. besaß. Eine Müllerei wird auch erwähnt. Zu der Erweiterung einer Sägerei ist es aber nicht gekommen.
Der Name „Fleutjenburg" stammt aus dieser Zeit, denn bei zu hohem Druck entwich der Dampf über ein Ventil aus dem Kessel, wobei ein Pfeifton (Fleutchen) entstand.
Bis Anfang der 50er Jahre wurde die Mühle mit einem Dieselmotor betrieben. Danach hat man auf Elektromotoren umgestellt; dazu musste extra eine „Kraftstromleitung" von Helstorf nach Vesbeck verlegt werden.

Der letzte Müller dieser Mühle war Wilhelm Garbe, der den Mahlbetrieb in den 80er Jahren einstellte.

Quellen:
Kreisarchiv Neustadt
Hauptstaatsarchiv Hannover
Dorfchronik Vesbeck